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Begriffe aus der Trauma-Arbeit

  • Autorenbild: Praxis für Osteopathie & Prozessbegleitung
    Praxis für Osteopathie & Prozessbegleitung
  • 3. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit

Entwicklungstraumata

Die wohl eher bekannten Schocktraumata (Unfälle, Kriegserlebnisse, etc.), die zum Beispiel zu der ebenfalls bekannten PTBS (Post-Traumatischen-Belastungs-Störung) führen können, spielen in der Psychotherapie seit längerem eine große Rolle.

Im Gegensatz dazu ist das Verständnis für Entwicklungstraumata (ET) relativ neu und frisch.

ET's beschreiben Ereignisse und/oder Erfahrungen, die oft in frühester Kindeheit geschehen sind und oft über einen längeren Zeitraum wiederkehren - und die dadurch eine gesunde Entwicklung von Körper und Geist behindert oder verwehrt haben.

Dies äußerst sich z.B. in sogenannten Krankheitsbildern wie ADHS, Hochsensibilitäten/-sensitivitäten, dysregulierten (vegetativen) Nervensystemen, Stresssymptomatiken, Panikattacken, chronischen Krankheiten, etc...

All das kann durch Geburtstraumata wie Nabelschnur um den Hals, etc. über sogenannte "big traumas" wie sexueller Mißbrauch, Vernachlässigung, Verwahrlosung, etc. bis zu den sogennanten "little traumas" wie emotional nicht verfügbare Eltern, Erniedrigungen, Mobbing-Erfahrungen etc... ausgelöst, bzw. beeinflußt werden.


Diese besonderen Trauma-Erfahrungen benötigen einen besonderen Zugang, bei dem der therapeutische Ansatz aus der Schocktraumatherapie sogar schädlich sein kann.



NARM (oder das "neuro-affektive Beziehungsmodell")

aus der Psychotherapie beschreibt den ganzheitlichen Umgang mit Entwicklungstraumen (siehe auch top-down/bottom-up).

Dabei werden kognitive Prozesse, das Verstehen und Nachvollziehen und die Psycho-Edukation gleichwertig neben das direkte körperliche und emotionale Neu-Erfahren gestellt im therapeutischen Prozeß.

Das Ziel: wirklich bio-psychosoziale Veränderungen zu ermöglichen.

Je nach Vokabular, das man benutzen möchte, beleuchtet diese Therapieform physiologische und/oder psychologische Veränderungen ebenso wie spirituelles und/oder persönliches Wachstum. Je nach Stand- und Blickpunkt des Betrachters.

Mehr dazu siehe in meiner Literaturliste.



Top-Down & Bottom-Up

Top-Down und Bottom-Up beschreiben dabei die beiden Behandlungsrichtungen (wertfrei!)

Zum einen die kognitiven Prozesse und das Verstehen (also das "Bottom-Up") und das direkte Erfahren der bio-psychosozialen Veränderungen als Top-Down.

Also Verstehen UND Erfahren gleichzeitig und parallel als ganzheitlicher Weg zur Heilung.



Identifikation/Gegenidentifikation/Desidentifikation

Klassische Glaubenssätze, die wir in der Kindheit entwickeln um unser Überleben zu sichern, sind: "Ich bin nicht gut genug.", "Ich bin nicht richtig, wie ich bin." und/oder "Ich bin schuld".

In der Kindheit haben wir keine andere Möglichkeit, als die "Schuld" bei uns selbst zu suchen, da wir in einem absoluten Abhängigkeitsverhältnis zu z.B. unseren Eltern als einzige Möglichkeit zur Selbstwirksamkeit unser eigenens Verhalten und Denken zu ändern haben.

Diese IDentifikationen speichern sich (leider) in einer maßgeblichen Phase unserer Hirnentwicklung ab und werden in unserer weiteren Biographie als Blaupause immer wieder herangezogen. DIes erzeugt natürlich Leidensdruck.


Da unser Denken starr ist und neue neurologische Verknüpfungen sehr viel Energie kosten, wählen wir oft später sogenannte stolzbasierte Gegenidentifikationen, die uns erlauben mit unseren Glaubenssätzen zu leben, den Schmerz aber etwas zu lindern.

So wird aus "Ich bin falsch" etwa ein "Ich bin etwas Besonderes" oder aus

"Ich bin schuld" wird ein "die ganze Welt ist gegen mich".

Das ist sowohl Chance als auch die Gefahr, lebenslang in diesen leidvollen Mustern zu verharren, und immer wieder die gleichen Erfahrungen zu wiederholen.


Die Desindentifikation besteht schließlich darin zu erkennen, daß ich NICHT meine gedanklichen Muster bin, und Glaubenssätze nichts mit meinem Charakter oder ähnlichem zu tun haben, sondern einfach Überlebensstrategien von meinem Hirn sind, die mir als Kind genau das, das Überleben, gesichert haben.

Dieser Abstand von Gedachtem ist oft schon eine kleine Heilung, ohne dass sich sonst schon etwas verändert hat.




 
 
 

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